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Geschichte-Hinsbeck

St. Peter Hinsbeck - Geschichte

Aufgrund des Petrus-Patroziniums und des nur an der Hinsbecker Kirche vorhandenen früheren Personats geht man davon aus, dass die Hinsbecker Pfarre eine der ältesten im Umkreis ist und Ende des 9., Anfang des 10. Jahrhunderts errichtet wurde. Die erste Nennung Hinsbecks in einer Urkunde stammt von 1221 mit der Unterschrift eines Philippus Priester de Hensbec unter eine Übertragungsurkunde.

Eine erste Kirche wurde vor 1226 errichtet und hatte zu dieser Zeit neben einem Haupt- auch einen Nebenaltar. Schon sie war dem hl. Petrus geweiht. Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte ein Neubau, von dem zahlreiche angeschaffte Gegenstände stammen: Taufbecken von 1441, Lavabokessel aus dem 15. Jh., Gründung der ältesten Bruderschaft 1464 und zwei Glocken von 1514. Sie stand quer vor dem heutigen Kirchenschiff (der heutige Turm steht in der Mitte der alten Kirche) mit dem Chor nach Osten. Sie war aus Ziegelsteinen erbaut und bestand aus dem Kirchenschiff, an das 1667 ein Seiten- und ein Querschiff angebaut wurde, dem Chor sowie einem integrierten Turm. Außer dem Hauptaltar, einem typisch bäuerlichen bunt bemalten Altar, hatte sie vier Seitenaltäre und fasste rund 250-300 Gläubige. Unter dem Chor befand sich seit 1697 die Gruft der Grafen von Schaesberg. Im Halbkreis um die Kirche befand sich der Friedhof.

Die Neue Kirche

Bis 1867 feierten die Hinsbecker Christen ihre Feste in einer Ende des 15. Jahrhunderts erbauten kleinen Kirche, die 250-300 Gläubige fasste. Pfarrpatron war der Heilige Petrus. Da die Kirche zu klein geworden war, erstellte man ab 1863 eine neue Kirche. Zunächst bis 1867 das Kirchenschiff; nach dem Abbruch der alten Kirche kam ein separat stehender, 57,4 Meter (bis zur Kugel) hoher Kirchturm hinzu, der 1882 fertig wurde.

Geschichte-HinsbeckZu beiden Objekten lieferte der Kölner Dombaumeister Vinzentz Statz, der z.B. auch die Marienkirche in Kevelaer oder den Linzer Dom erstellte, die Pläne. Erbaut wurde das Kirchenschiff vom Kempener Bauunternehmen Heinrich Franken, die Steinmetzarbeiten und den nach Plänen von Statz konzipierten Hauptaltar lieferte die Firma Heinrich Odenthal in Köln. Den Turm erstellte 15 Jahre später das Grefrather Bauunternehmen Peter Heinrich Schmitz. Erst nach der Fertigstellung der Kirche wurde die seitlich angebrachte schaesbergsche Gruft, die letztmalig 1891 genutzt wurde, von den Behörden genehmigt. Die Finanzierung der gesamten Kirche erfolgte in großen Teilen durch die Grafen von Schaesberg.

Bei der Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Backstein-Hallenkirche mit Querschiff im neugotischen Stil. Das Dach wird von zwei Reihen zu je sechs Säulen getragen. Eine dezente Ausmalung sowie zahlreiche, ornamentale Steinmetzverzierungen geben dem Inneren eine ruhige Wirkung. Die heutigen Fenster sind die dritten und wurden zwischen 1958 und 1976 vom Hinsbecker Glasgestalter Johannes Beeck erstellt. Thema im Chor ist im Mittelfenster die Berufung aller Menschen zum Christentum, dazu im linken Bereich die sieben Sakramente und im rechten Bereich die sieben Gaben des hl. Geistes, wobei sich alle Darstellungen auf Geschehnisse im Leben des Pfarrpatrons Petrus beziehen. Auf der Evangelienseite sind in 15 Bildern die „Festtage im christlichen Kirchenjahr“, auf der Epistelseite in 15 Bildern „Bedeutende Heilige in der Geschichte der Kirche“ dargestellt.

Nachdem in den 1960er Jahren die beiden Altäre in den Querschiffen abgebaut sowie der Marienaltar durch die neue Orgel verdeckt wurden, bestehen heute noch vier Altäre: Hauptaltar, Zelebrationsaltar, Seitenaltar (dem Hl. Nikolaus und der Hl. Katharina geweiht), sowie ein Marienaltar am Eingang. Den Bereich um den Hauptaltar verziert eine Lambris-Verkleidung inklusive zweier Chorgestühle von 1910 und zwei aus dem Jahre 1858 stammende, siebenarmige Kandelaber, die vom Hinsbecker Kupferschmied Reiner Maassen hergestellt wurden. Neben dem 1954 erstellten und 1985 umgestalteten Zelebrationsaltar wurde 1962 eine neue Orgel, die sich bisher auf der Empore am Ende der Kirche befunden hatte, errichtet. Die mit 32 Registern und ca. 3000 Pfeifen ausgerüstete Orgel ergibt zusammen mit der exzellenten Akustik der Kirche ein beachtenswertes Klangbild, dass schon bei mehreren musikalischen Aufnahmen Beachtung fand.

Geschichte-HinsbeckHerausragende Teile des Inneren sind das bronzene, 1,61 Meter hohe Taufbecken von 1441 mit einem Zierdeckel von ca. 1860 sowie der Korpus am Triumphkreuz über dem Altar von ca. 1520. Letzteres ist eine Arbeit aus der bekannten Schule des Meisters von Elsloo aus Roermond. Ein weiteres, aus der alten Kirche übernommenes Teil ist ein Kronleuchter im Mittelgang, der im 18. Jahrhundert von der Familie Xylander gestiftet wurde. Der zweite Kronleuchter wurde als Replik dem Pfarrer Dr. Bernhard Ansems 1901 zum 25. Priesterjubiläum geschenkt. An den Wänden befinden sich acht, im 18. Jahrhundert aus Messing getriebene Wandleuchter, die mit ihren 12 Flammen die 12 Apostel symbolisieren.

Geschichte-HinsbeckAn den Säulen stehen rundum auf kleinen Sockeln zwischen 1,0 bis 1,7 Meter hohe barocke Holzfiguren verschiedener Heiliger aus dem 18. und 19. Jahrhundert: Antonius, Sebastian, Muttergottes mit Jesuskind, Rochus. Im Karree des Zelebrationsaltares stehen Statuen des Hl. Petrus, des hl. Amandus und der gekrönten Jungfrau Maria. Ein Kleinod ist die 1921 vom Bildhauer Gerd Brüx erstellte detailreiche Landschaftskrippe, die zu ihrem 100-jährigen Bestehen, mit finanzieller Unterstützung vieler Hinsbecker Bürger, umfangreich renoviert wurde und nun wieder im alten Glanz erstrahlt. Dazu verziert ein 1967 vom Hinsbecker Bildhauer Jupp Rübsam aus Eichenholz geschaffener Kreuzweg die Wände. Christliche Fahnen des Hl. Petrus (von 1898), der christlichen Familie (von 1901) und der katholischen Frauengemeinschaft (von 1901), die in den letzten 25 Jahren umfangreich renoviert wurden, sowie eine Fahne der St. Antonius-Bruderschaft von 1889 runden das Kircheninnere ab.

Der vor das Kirchenschiff vorgebaute viergeschossige Kirchturm endet in Ziergiebeln und einer achtseitigen spitzen Haube. Über dem Hauptportal ist eine feine Steinbildarbeit angebracht, die die Übergabe der Kirchenschlüssel durch Jesus an Petrus darstellt. Das schmiedeeiserne Kreuz auf der Spitze des Turmes inkl. Kugel und Wetterhahn ist ca. 3,4 Meter hoch und rund 130 Kilogramm schwer. Das Geläut besteht aus vier Glocken, die mit den Tönen e – fis – a – d ein wohlklingendes Ensemble ergeben. Die älteste Glocke ist die Marienglocke von 1514 und stammt aus der gleichen Werkstatt wie das bronzene Taufbecken. Hinzu kommen die Josefsglocke und die Antoniusglocke, beide von 1950. Erst im Jahre 1992 konnte durch eine Stiftung zum 125-jährigen Bestehen der Kirche das Geläut durch die Petrusglocke komplettiert werden.

Heinz Koch

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